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Allgemein Nutztierdasein

Buchtipp: Artgerecht ist nur die Freiheit von Hilal Sezgin

Nicht abgehoben theoretisch, sondern in verständlichen und spannenden Kapiteln geht die Autorin den Fragen nach

  • Was heisst hier Ethik?
  • Dürfen wir Tiere quälen?
  • Dürfen wir Tiere töten?
  • Dürfen wir Tiere nutzen?
  • Wie können wir mit Tieren leben

Sympathisch, dass wir beim Lesen die Autorin Hilal Sezgin, geboren 1970 aus Deutschland kennen lernen, da sie ihre eigenen Erlebnisse und Erfahrungen in die Ausführungen einfliessen lässt.

Das Buch beantwortete mir meine eigenen Fragen und zeigte mir auf, dass ich mit meinen Gedanken nicht alleine bin und dass diese Gedanken gar nicht so abstrus sind…

Hilal Sezgin: Artgerecht ist nur die Freiheit. Eine Ethik für Tiere oder Warum wir umdenken müssen. Verlag C.H.Beck, München, 2014   ISBN 978 3 406 65904 I

Das Buch kann unter der Artikel-Nr. BUCH-186.46 auch beim Shop Mr. Vegan (mrvegan.ch) bestellt werden.

Auszug aus dem Buch (Seite 185/186) Nach dem Besuch einer Ferkelzuchtanlage: … Das mit der Freiheit, verstanden als Autonomie, mochte also wirklich verzwickt sein. Aber etwas anderes war doch recht einfach zu verstehen: Gefangenschaft. Was ich hier sah, waren gefangene, verschleppte, geknechtete Wesen. Sie können sich nicht einmal auf ihre vier Beine stellen, ohne irgendwo anzustossen, und man hat sie einfach all dessen beraubt, was ein Leben ausmacht. Umgekehrt fragt man sich manchmal, ob Nutztiere vielleicht bereits durch die Zucht an Ställe gewöhnt sind und woher denn Tiere überhaupt wissen können, was ihnen entgeht. Wenn sie die Welt da draussen nicht kennen – fehlt ihnen dann überhaupt etwas? Wüssten sie in Freiheit überhaupt noch etwas anzufangen mit den Sinnen und Gliedmassen, die so lange ungenutzt bleiben mussten? Das von mir eingangs erwähnte Kuhaltersheim an der Nordsee hat im vergangenen Jahr ein sechs Monate altes Bullenkalb aufgenommen, das die bisherige Zeit seines Lebens allein in einem fensterlosen Stall gestanden hatte, in dem es sich gerade einmal um die eigene Achse hatte drehen können. Die Betreiber vom Hof Butenland nannten es Fiete – und stellten bei YouTube ein Video von Fietes erstem Tag auf einer Wiese ein. Ich kann es jedem empfehlen, der über der vielen Büroarbeit zu vergessen beginnt, wie schön Bewegung ist. Dieses Tier hatte vorher noch nie Gras gefressen (nur Futterrüben), nie die Sonne gesehen, nie die Beine für mehr als Aufstehen und Umdrehen benutzen können. Fiete tat also seine ersten Schritte. Er roch an dem Gras (und lernte innerhalb weniger Tage auch, es zu fressen). Er machte, wie junge Vierbeiner es oft tun, einige kleine Sprünge, die wohl weniger der Fortbewegung dienen als einfach dem Ausprobieren der eigenen Gliedmassen.  Und dann fing Fiete an zu laufen – einfach geradeaus, einfach irgendwohin. Er galoppierte weiter, bis er nur noch als kleiner Punkt zu sehen war, drehte dann um, galoppierte in eine andere Richtung weiter. Offenbar hatte er kein Ziel, sondern merkte nur: Ich kann ja laufen! Diese Lust an der Bewegung, am Gucken, Schnuppern, am Erproben – sie steckt in uns allen. Und wir benötigen Freiheit, um sie auszuleben.