Kategorien
Mensch und Tier

Demokratie statt Diktatur

Wir leben mit der Tier- und Pflanzenwelt zusammen auf diesem Planeten. Statt aber im Einklang mit der Natur in einer friedlichen Koexistenz zu leben, hat der Mensch eine Diktatur eingerichtet. Der Mensch ist der Herrscher über alles was kreucht und fleucht. Die Legitimation holt er sich beispielsweise auch aus der Bibel.  «Gott segnete sie (Mann und Frau) und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehret euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem Land regen» (Gen 1,28).

„Herrscht über alle Tiere“ sagt aber noch nichts aus über das WIE. Es gibt Herrscher, Könige, Staatschefs, Firmenchefs, Oberhäupter welche die Untertanen nicht drangsalieren. Sie haben das Ziel, dass es allen gut geht, dass sich alle entwickeln und verwirklichen können, dass sie Probleme gemeinsam meistern und an der Weiterentwicklung partizipieren können.

Im Umgang mit der Tier- und Pflanzenwelt hat der Mensch aber eine Diktatur errichtet, welche ganz klar auf den Grundsätzen aufgebaut ist:

  • Zuoberst steht der Mensch. Er ist allen anderen Lebewesen überlegen.
  • Alles muss darauf abzielen, den Gewinn für den Menschen zu optimieren.
  • Alles hat der Mensch im Griff, alles ist machbar.
  • Alle Probleme können durch den Menschen gelöst werden.

Das Ergebnis dieser Weltherrschaft ist hinlänglich bekannt und wird uns immer mehr vor Augen geführt: Klimaerwärmung, Umweltschäden, vergiftete Böden, aussterbende Tierarten, Tierversuche, Massentierhaltung ohne Ethik, etc.

So wie wir heute mit den Nutztieren umgehen, kann niemals der Wille des Schöpfers gewesen sein und entbehrt jeglicher Ethik in einer aufgeklärten Gesellschaft. Wir halten die Nutztiere in riesigen Fabriken, verwehren ihnen ein artgerechtes Verhalten, ermorden sie im jugendlichen Alter, kurz: wir verfügen über sie, wie wenn die Tiere lediglich Material, Produktionsmittel wären.

Grundrechte anerkennen

Die Einführung von Tieranwälten wurde leider im 2010 vom Stimmvolk abgelehnt. Und der Volkinitiative im Kanton Basel-Stadt „Grundrechte auch für Affen“, welche kürzlich vom Bundesgericht als zulässig erkannt wurde, droht wahrscheinlich das gleiche Schicksal. Trotzdem kommen wir um die Diskussion nicht herum, ob die Menschen den Tieren nicht auch ganz klare Grundrechte gewähren müssen.

Lebensraum schützen

Dass die Menschen zunehmend bereit sind, sich zugunsten der Tierwelt etwas einzuschränken, zeigen die folgenden Beispiele:

In den Wäldern finden sich immer mehr Schilder, welche die Biker darauf hinweisen, dass es nicht gestattet ist, einfach quer durch den Wald zu radeln.

Das neue Freizeitvergnügen, Drohnen fliegen zu lassen, bedrohte die Tierwelt, sodass Flugverbotszonen erlassen wurden. Der grosse Rat des Kantons Appenzell Innerrhoden hat beispielsweise im 2020 ein Drohnenflugverbot im ganzen Alpstein erlassen.

Ein neu geplanter Wanderweg im Kanton Appenzell  kann nicht erstellt werden, weil an einem bestimmten Ort eine ganz seltene Vogelart, nämlich ein Schwarzstorch-Pärchen gesichtet worden ist.

Mir fällt auf, dass immer mehr Nistkästen für Vögel aufgehängt werden. Und mit Kindern basteln wir Insektenhotels.

Der Rückgang von Insekten z.B. durch landwirtschaftliche Monokulturen und Pestizideinsatz und damit verbunden die verkleinerten Lebensgrundlagen für Vögel sind je länger je mehr in unserem Bewusstsein.

Diese positive Entwicklung ist vor allem bei den Wildtieren feststellbar. Was aber ist mit den Nutztieren?

Haben nicht auch sie Anrecht auf ein artgerechtes Leben, auf Lebensraum, auf Schutz…

Sich in die Lage von Tieren versetzen

Die Zeit ist reif, um einmal grundsätzlich über die Bücher zu gehen. Wie wäre es, wenn wir versuchen würden, uns in die Lage der Tiere zu versetzen und  – da Tiere ebenso ein Existenzrecht auf diesem Planeten haben wie wir Menschen – unseren Umgang mit Tieren somit ganz neu definieren, selbst dann, wenn es für den Menschen vermeintlich negative Auswirkungen hätte.

Nun ist die Zeit reif: wir bauen die Diktatur zu einer Demokratie um!

Ich gebe zu: wenn wir die Nutztiere wie die Wildtiere und die Haustiere achten und schützen, hat das Auswirkungen, welche im Moment weltfremd, unvorstellbar, überrissen anmuten.  Trotzdem begreife ich die Unterscheidung von wertem und unwertem Leben nicht.

Demokratie statt Diktatur. Demokratie heisst nicht grenzenlose Freiheit. Demokratie ist nicht Anarchie. Demokratie ermöglicht den Schutz der Schwächeren und Rücksicht. Und Mitbestimmung. Das kann auch im Zusammenleben mit den Tieren möglich werden, setzt aber voraus, dass wir als Menschen vom hohen Ross heruntersteigen. Und dann beginnen wir die Schöpfung als das zu begreifen, was sie eigentlich sein sollte: ein friedliches Zusammenleben von Menschen, Tieren und Pflanzen auf dieser Erde!