Eine Woche lang habe ich die Appenzeller-Zeitung genau gelesen. Die Appenzeller-Zeitung erscheint im Verbund des St. Galler-Tagblattes und wird von CH-Media herausgegeben. Mich interessierte die Frage, welchen Stellenwert die Tiere in der Zeitung haben. Diese nicht repräsentative „Studie“ habe ich von Montag, 1. Februar bis zum Samstag, 6. Februar gemacht. Ich habe unterschieden zwischen folgenden Artikeln:
- Haustiere
- Nutztiere
- Wildtiere Inland
- Wildtiere Ausland
Haustiere
Ich habe keinen einzigen Artikel gefunden. Den eher leicht doofen Cartoon „Tierische Zeiten“ mit dem Ehepaar und seinem Hund habe ich nicht gezählt.
Nutztiere
- Am Dienstag fand ich einen Artikel „Futter für Nutztiere stammt zu einem grossen Teil aus dem Ausland“ samt einem Kommentar „Fleischkonsum müsste sinken“ und einem zweiten Bericht „Schweizer Fleisch ist weltoffen“.
- Am Mittwoch und am Samstag wurde über den Brand eines Schweinestalles in Rothenhausen TG berichtet.
- Am Freitag las ich den Artikel „es geht um saumässig viel Geld“, welcher über den Prozess eines Bauern mit einem Deck- und Wartebetrieb gegen den AFP-Ring berichtete. AFP heisst Arbeitsteilige Ferkelproduktion.
Wildtiere Inland
- Am Montag wurde unter dem Titel „Tierschützer sind entsetzt“ über den Waschbär-Abschuss in Wasserauen berichtet und am Dienstag wurde diese Geschichte im „Salzkorn“ nochmals erörtert.
- Am Freitag fand ich ein Leserbild von Luciano Pau, ein Eisvogel am Bodensee und eine Unfallmeldung „Von Fuchs überrascht“.
- Am Samstag wieder ein Leserbild von drei fliegenden Gänsen und ein Bericht über den nicht durchgeführten Pelzfellmarkt in Altstätten mit dem Titel „Heuer kein Jägerlatein“.
Wildtiere Ausland
Am Montag erschien die Fotokolumne von Rudolf Hug über die Begegnung mit einem Eisbären in Kanada.
Das war’s dann schon! Am Donnerstag, 4. Februar waren Tiere keine Zeile wert.
Ich finde es etwas dürftig. Ein so schlechtes Bild hätte ich auch nicht erwartet. Es gibt mir zu Denken.
Der Stellenwert, den Tiere in der Presse haben, ist ein Abbild unserer Einstellung zu Tieren. Obwohl es viel mehr Tiere wie Menschen gibt, fühlt sich der Mensch als Zentrum der Schöpfung, als Dirigent, als Führer und Beherrschender. Er hat es verlernt, in naturgemässer Koexistenz mit den Tieren zu leben. Am Ehesten wohl noch mit den Katzen und dem Hund. Aber auch diese und alle anderen haben ihm zu dienen. Tiere haben keinen hohen Stellenwert und sind allem Anschein nach für die lesende Allgemeinheit nicht von überaus grossem Interesse.
Im Moment haben wir andere Probleme, welche prägnant unsere Zeitungsseiten füllen. Dass diese Probleme aber vielleicht ein Ergebnis unserer Haltung zu Tieren und der Natur im Allgemeinen sind, wird zu wenig erkannt. Es wird uns je länger je weniger gelingen, die Auswirkungen unseres Verhaltens als egoistischer Regent über die Tier- und Pflanzenwelt in den Griff zu bekommen. Bestrebungen für eine Richtungsänderung haben es immer noch sehr schwer. Dies zeigen die Diskussionen um die Pestizid- und Trinkwasserinitiative. Und dann später die Massentierhaltungsinitiative…